Die Pulsnitzer Pfefferkuchen ®
Leb-, Honig- oder Pfefferkuchen sind bereits seit dem 13. Jh. in aller Munde. Wo dieses süße Gebäck erfunden wurde, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass der Name »Lebkuchen« vom mittelhochdeutschen »lebbe« (süß) abgeleitet ist und im Frankenland, im Nürnberger Gebiet seinen Ursprung hatte.
Aber bereits 1293 existierte im schlesischen Schweidnitz eine »Pfefferkuchenzunft«. Dort sollen in den Klosterküchen die ersten richtigen Mixturen für Honigkuchen angerührt worden sein. Dieser »Pfefferkuchen« wurde aus bestem und lang gelagertem Honig- oder Sirupteig hergestellt, dem feine Gewürze beigegeben wurden. Zu dieser Zeit wurden fremdländische Gewürze noch mit dem Sammelbegriff „Pfeffer“ bezeichnet. Das Gebäck soll den Menschen damals auch gute Dienste als Appetitanreger, Verdauungsförderer oder Medizin bei Rückenschmerzen und Fieber geleistet haben. Die Pfefferküchler fertigten das Festgebäck für alle Feste für den gesamten Jahres- und Lebenskreislauf an.
In Pulsnitz werden nachweislich seit dem 1. Januar 1558 Pfefferkuchen hergestellt. In einem Innungsprivileg von »derer von Schlieben zur Pulsnitz« wurde den Pulsnitzer Bäckern erstmalig das Recht erteilt, Pfefferkuchen zu backen. Zunächst wurde die Pfefferküchlerei von den Bäckern nur nebenher betrieben. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in Pulsnitz aber auch Bäcker, die sich ausschließlich mit der Pfefferkuchenherstellung befassten. Durch den Pulsnitzer Bäcker und Küchler Tobias Thomas, der in Thorn seine Backkunst bereicherte, erhielt die hiesige Pfefferküchlerei um 1745 einen bedeuteten Aufschwung. So gründete sich ein eigenständiger Handwerkszweig, der bis in die heutige Zeit seine handwerklichen Traditionen erhalten hat.
Das Feilhalten der guten Pulsnitzer Pfefferkuchen ® auf Jahrmärkten, Volksfesten und Messen brachte den Meistern Arbeit und Absatz das ganze Jahr hindurch. Im Jahre 1780 bauten bereits acht Pfefferküchlermeister ihre Buden auf dem Dresdner Striezelmarkt auf, der damals nur drei Tage lang stattfand. In der Folge wurde die Dauer des Striezelmarktes immer länger, so dass die Meister schließlich ihren Markthändlern den Verkauf überlassen mussten. Die Aktivitäten des Pulsnitzer Pfefferküchlerhandwerks dehnten sich bald über das ganze Land aus. Durch die erstklassige Ware, die aus den Handwerksbetrieben stammte, wurde der Pulsnitzer Pfefferkuchen ® mehr und mehr zum Begriff und Pulsnitz zu Sachsens »Pfefferkuchenstadt«. Seit 1919 besteht eine selbständige Pfefferküchlerinnung. In den Pfefferküchlereien der Stadt Pulsnitz wird diese Tradition bis heute erfolgreich fortgeführt. So wie damals werden die Pulsnitzer Spezialitäten nach den schriftlich und mündlich überlieferten Rezepturen aus hochwertigen Rohstoffen hergestellt. Jede Küchlerei besitzt ihre Hausspezialität mit ihrem unverwechselbaren Geschmack. Wahre Meister der Garnierkunst stellen Herzen, Pantoffeln u.v.a.m. her. Diese edlen Gebäcke gibt es nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern ganzjährig in Pulsnitz.
Früher zählten die Pulsnitzer Küchler zu den sächsisch – königlichen Hoflieferanten und auch das Kloster St. Marienstern in Panschwitz – Kuckau wusste den Pulsnitzer Pfefferkuchen ® zu schätzen. Zu Silvester überbrachte der Kamenzer Bürgermeister den sogenannten Neujahrspfefferkuchen. Bisher trotzte das Pfefferküchlerhandwerk jeder Staatsform in seiner 440jährigen Geschichte. In der DDR wehrten sie sich erfolgreich gegen die Genossenschaftsgründung ( PGH ), und in der derzeitigen Demokratie errangen sie nach siebenjährigen hartnäckigen Kampf die Anerkennung als Handwerk.
Seit 1992 ist der Name Pulsnitzer Pfefferkuchen ® geschützt, so daß sich nur Pfefferkuchen, die innerhalb der Stadt Pulsnitz gebacken werden, auch so nennen dürfen.